Viele Teilnehmer waren erstaunt, dass im heutigen Uferpark nahe der Häfler Musikmuschel ein Friedhof war. Dieses Wochenende hätte dort das Seehasenfest stattfinden sollen. Nun ist es abgesagt wegen der Corona-Pandemie. Eine andere Pandemie war Entstehungsgrund für den Seefriedhof. Im 17. Jahrhundert wollte man die Pesttoten nicht wie bislang üblich direkt neben der Kirche sondern außerhalb bestatten.
Die Gründung von Friedrichshafen durch die Zusammenführung von Buchhorn und Hofen prägt noch heute das Stadtbild. Der Friedhof entlang der neuen prachtvollen Friedrichstraße war unerwünscht und wurde 1812 zu Gunsten des bereits für Hofen geschaffenen, heutigen Alten Friedhof aufgegeben.
Keine Hundert Jahre später war der mehrmals erweiterte Friedhof zu klein und 1898 wurde der heutige Hauptfriedhof eingeweiht. Kritiker monierten, dass er zu weit außerhalb vor den Toren der Stadt mit ihren damals 5000 Einwohnern gelegen sei.
Die Stadt und ihre Friedhöfe sind im steten Wandel, die Beerdigungskultur und damit einhergehende Anforderungen an Friedhöfe ebenfalls. Friedhöfe als Ort der Toten erzählen von (ihrem) Leben, zeugen von Industrie- und Stadtgeschichte, von Krieg und Unwettern. Sie sind Gedenk- und Erholungsort und zugleich Ort der Hoffnung. An diese Hoffnung anknüpfend endete nach zwei Stunden die Führung in der Aussegnungshalle mit dem von Philip Heger vorgetragenen "zum Paradies mögen Engel Dich geleiten". An Stelle von Trinkgeld konnten die Teilnehmer zu Gunsten der Aktion "Häfler helfen" spenden, welche sich nun über 100 EUR freuen konnte.
Bild (Fotograf: Henrik Loeser):
Die Friedenskapelle auf dem Alten Friedhof mit Pastoralreferent Philip Heger (Mitte) und Gästeführerin Daniela Loeser (rechts mit Tasche)